Chicken Wings für Francis Drake

Die Sonne scheint erbarmungslos auf die alte Piratenstadt Cartagena. Zur Mittagszeit ist die Stadt von einer lähmenden Ruhe eingenommen. Alles steht still, nur ein paar hektische Touristen führen ihre Familien in der prallen Sonne über den Plaza Santo Domingo. Wo heute junge Kolumbianer leben und arbeiten, fällt es Pedro schwer sich die raubeinigen Piraten früherer Zeiten vorzustellen. Mit ihren löchrigen Kopftüchern, die sie umso gefährlicher aussehen ließen, plünderten sie was nicht niet- und nagelfest war. Sie waren bis an die Zähne bewaffnet, meist steckte sogar in einem der schweren, schwarzen Lederstiefel noch ein tödlicher Dolch. Nachts saßen sie in Kneipen und betrogen sich gegenseitig im Kartenspiel. Sie waren laut und besoffen. Und diese Hitze musste dabei ihr übriges getan haben.

 

Bananaenstauden gegen die Hitze

Auch Pedro macht die Hitze zu schaffen. Er ist ein alter Mann geworden, über 80 Jahre alt. Seine Haare sind grau und seine Finger schrumpelig. Seit vielen Jahren lebt er in der malerischen Innenstadt mit ihren bunten Häusern aus der Kolonialzeit. Er bewohnt ein Zimmer in einem herrschaftlichen Haus. Es ist leuchtend grün angestrichen und im Innenhof wächst eine Bananenstaude, die rettenden Schatten spendet. Im ersten Stockwerk gehen die Zimmer auf einen rundherum laufenden Balkon ab. Der eine Teil des Hauses wird an Touristen vermietet, es gibt morgens Frühstück mit frischen Früchten und Omelette mit Käse. Dazu starker kolumbianischer Kaffee – mehr kann man sich morgens nicht wünschen, findet Pedro. In seinem Bereich des Innenhofs hat er sich ein paar Sitzmöbel aus Rattan gestellt, denn seine Schwester kommt oft mit ihren Enkeln zum Kaffee vorbei. Die kleinen spielen dann im Hof fangen. Er fühlt sich immer zufrieden und beschwingt, wenn der Tag mit einem Kinderlachen beginnt.

Neben seinem Lieblingsstuhl steht die Staffelei, die er damals aus Puerto Rico mitgebracht hat. Er war noch ein junger Mann, als er auf einem Markt eine wunderschöne Frau entdeckte, die Staffeleien feil bot. Um mit ihr ins Gespräch zu kommen, hat er einfach eine gekauft. Sie war eine lustige, etwas fülligere Frau und er mochte sie sofort. Seit dieser Reise malt er selbst am liebsten Bilder von voluminösen Frauen. Diese Bilder haben in Kolumbien eine besondere Bedeutung. Der große kolumbianische Künstler Fernando Botero hat mit seiner Kunst das Vorbild gegeben. Die überdimensionierten Figuren sind oft Frauen die mit ebenso dicken Männern tanzen, oder vor dem Spiegel stehend fast das ganze Badezimmer füllen.

Quirlig, heiter und irre

Pedro geht manchmal abends raus auf die Straße, setzt sich auf seinen weißen Plastikstuhl und stellt ein paar seiner Bilder aus. Er raucht dabei Zigarre und spricht mit den Nachbarn über die Vorkommnisse der letzten Tage. Es ist nicht ungewöhnlich sich neben der Straße zu platzieren, viele machen das. Vor allem ältere Leute, die es lieben, wenn die Stadt in der Abendsonne zum Leben erwacht. Die Stadt quirlig, voll und bunt. Die Menschen heiter, entspannt und redselig. Die Leute verdienen an den Touristen, auch wenn es ihnen oft lieber wäre, wenn nicht ganz so viele die Stadt bevölkerten. Am besten ist es, erst dann auf die Straße zu gehen, wenn die Kreuzfahrtschiffe wieder abgelegt haben, denn sonst wird es nicht nur voll, sondern auch gefährlich. Die Kutscher treiben ihre armen, mageren Pferde wie irre durch die alten Gassen. Die von der ungewohnten Sonneneinstrahlung rot gefärbten Touristen, halten sich dann angespannt an der Kutsche fest. Aber irgendwann ist auch das vorüber und die Nacht breitet sich aus.

Von flackernden Kerzen und sanften Farben

Wenn es dunkel wird, läutet Mariana, die Köchin des grünen Apartmenthauses, die Essenszeit ein. Da die Gäste nur mit Frühstück verköstigt werden, sind diese alle ausgeflogen und suchen nach den besten Restaurants der Stadt. Das kulinarische Angebot Cartagenas kann mit vielen Großstädten leicht mithalten. Hier bekommt man französische Küche, Asiatisch, Burger und Steaks und natürlich kreolische Spezialitäten. Aber für Pedro kann nichts mit den Kochkünsten von Mariana mithalten. Er riecht schon jetzt die wundervollen Speisen, die in der gegenüberliegenden Haus-Küche brutzeln und packt sogleich seine Bilder zusammen. Mariana kocht für die Hausbewohner, die Zimmermädchen und Frühstückshelfer – und für Pedro. Als Pedro den Innenhof betritt decken die Mädchen bereits geschäftig den schweren Holztisch, die Kerzen flackern lustig in der Mitte des Tisches und jeder bekommt, wie immer – eine schöne alte Stoffserviette. Pedro steckt den Stecker der Lampions ein und der Innenhof schimmert nun sanft in vielen Farben.

¡Muy caliente!

Heute hat Mariana eine kreolische Eigenkreation gezaubert. Im Ofen brutzeln scharf gewürzte Hähnchenflügel, sie duften nach Chilli, Cumin, Knoblauch und Cayenne-Pfeffer. Sie sagt immer: „Die Haut muss gaaaaanz knusprig werden, sonst ist das alles nichts.“ Und schüttelt dabei mürrisch den Kopf. Dazu hat sie traditionell Reis und braune Speckbohnen zubereitet. Für die Frische zwischendurch gibt es dazu noch saftigen Tomatensalat mit Zwiebeln und Koriander. Es ist Pedros Lieblingsessen und wie er so darüber nachdenkt, muss er wieder an die Piraten denken. Kreolischen Hähnchenflügel hätten bestimmt auch Francis Drake geschmeckt.

Kreolischen Hähnchenflügel mit Speckbohnen und Reis Für Daheim

Die Playlist

Die Zutaten

Für 2 – 4 Personen

  • 10 Hähnchenflügel
  • 1 – 2 Bohnen aus der Dose
  • 200 gr Schweinebauch
  • 2 Zwiebeln
  • 3 EL Cumin
  • 3 EL Paprikapulver
  • 1 TL Kardamom
  • 3 EL Cayenne-Pfeffer
  • 1 – 2 scharfe Chillis
  • 1 Limette
  • 4 EL Limettensirup (oder etwas vergleichbar Süßes)
  • Salz & Pfeffer
  • Olivenöl
  • Reis
  • 300 gr reife Tomaten
  • Bund Koriander

Die Zubereitung

Ihr solltet mindestens 2 Stunden bevor ihr kochen wollt die Hähnchenflügel einlegen – das geht so:

  1. In einer Schüssel vermengt ihr Cumin, Paprikapulver, Kardamom, Cayenne-Pfeffer, Saft von 1/2 Limette,den Limettensirup, Ölivenöl und die klein gehackten Chillis miteinander.
  2. Nehmt euch nun eine Plastiktüte (sollte dicht sein!) und gebt die Hähnchenflügel mit der gerade gemischten Marinade hinein und mischt alles gut durch. Die können jetzt für ca. 2 Stunden in den Kühlschrank. Ihr könnt das natürlich auch schon einen Tag vorher machen.
  3. Setzt nun den Reis auf und heizt den Ofen auf 200 – 220 Grad Umluft vor und holt die Hähnchenflügel aus dem Kühlschrank.
  4. Schneidet den Bauchspeck und eine Zwiebel in kleine Würfel und bratet es in einem kleinen Topf schön scharf an. Wenn die Zwiebeln glasig sind und der Bauchspeck leicht angebräunt, dann gebt die Bohnen darüber.
  5. Die Speckbohnen köcheln jetzt einfach bis zum Ende langsam vor sich hin. Gebt immer wieder ein bisschen Wasser hinzu, sodass nichts anbrennen kann.
  6. Nun könnt ihr die Hähnchenflügel auf dem Backblech verteilen, kräftig salzen und in den Ofen schieben.
  7. Schnibbelt nun die Tomaten und die übrige Zwiebel in kleine Stücke und gebt sie zusammen mit dem gehackten Koriander in eure Salatschüssel. Zum Schluss müsst ihr nur noch ein bisschen Salz, Olivenöl und Essig drüber geben und der Salat ist fertig.
  8. Nun sollte der Reis fertig sein, den könnt ihr schon zusammen mit den Speckbohnen anrichten.
  9. Knusprige Hähnchenflügel aus dem Ofen holen und fertig.

Tipp: Wenn ihr frische Avocados habt, dann schmecken die auch ganz herrlich zu diesem Gericht.

Lasst es euch schmecken!